GESANGSKANARIEN-TIMBRADO-ESPANOL
HOLGER KOK LEER-OSTFRIESLAND

Lied Beschreibung:

Beschreibung der Touren im Timbrado-Lied:

Das Lied des Timbrado lässt sich in einem Schema wiedergeben. Das beginnt mit den ununterbrochenen Touren. Dazu zählen die Metalltouren, die verbundenen Touren und die rollenden Touren. Dabei handelt es sich um die Basistouren oder die ererbten Touren, die von den Kanarien zu allen Jahreszeiten gesungen werden. Sie sind auf dem Erbwege von den Vorfahren übertragen worden. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie eine derartige Tour so behutsam und wohlausgewogen klingen kann.

Wird allerdings eine Tour zu lange vorgetragen, kann sie eintönig wirken, ist der Liedvortrag zu kurz, entzieht er sich einer Beurteilung. Für deutsche Züchter, die vom Harzer Roller – Kanarienvogel lange Touren kennen, ist es wichtig, beim Anhören des Timbrado-Liedes daran zu denken, dass hier auch die Rolltouren kurz sein sollen, nicht länger als zum Beispiel „ro-ro-ro“. Dann soll sich bereits wieder die Vielfalt des Timbrado-Liedes dokumentieren und eine andere Tour einsetzen.

Erste Tour: Die Klingeln – Timbres
Man nennt diese Tour eigentlich Metall-Klingelrolle, weil sie sich wie eine metallene Klingel anhört, wie wir sie täglich hören, sei es am Telefon, als Türklingel oder bei einem altmodischen Wecker. Die Tonsilben folgen so schnell aufeinander, dass unser Gehör (auditive Sensibilität) einen fortlaufenden Rhythmus wahrnimmt. Diese Tour klingt angenehm und gut, wenn die Bestandteile „r“ und „i“ auf gleicher Tonhöhe liegen, also gleich laut oder leise klingen.

Wenn eines dieser beiden Bestandteile gegenüber dem anderen hervortritt, verliert die Tour an Wert. Sie wirkt härter, sobald das „r“ dominiert und schärfer, je mehr das „i“ überhand nimmt.

Am wertvollsten sind gebogen gesungene Metallrollen, wenn der Ton anschwillt, verweilt und dann wieder abschwillt. Bei der geraden, mit gleichmäßiger Lautstärke vorgetragenen Metallrolle bleibt die Tonlage gleich. Man spricht also von einer gebogenen Metallrolle, wenn die Lautstärke anschwillt und dann wieder absinkt. Doch eines ist dabei wichtig: diese Tour muss jederzeit metallisch klingen.

Von minderem Wert sind die hohen, die harten und die sich überschlagenden Töne. Aber auch der tonarme Ausdruck verliert an Wert. Bei der Bewertung des Liedes muss die Gesangsqualität der Tour ganz genau berücksichtigt werden.

Für Klingeln Können bis zu 9 Punkte vergeben werden.

Zweite Tour: Variationsreiche Rolltouren auf „u“, „o“ oder „e“- Variaciones rodadas
Die Rolltour auf „e“ liegt im Klangbild zwischen der Metallklingel und den Rolltouren auf „o“ oder „u“. Sie besteht aus dem Vokal „e“(„ü“) und einem mitlaufenden Konsonanten „r“. Die Rolltouren werden ununterbrochen vorgetragen, jedoch kürzer als die erste Tour (Timbres). Sie hört sich an wie gedämpfte Klingeln, wobei der Vokal sich erst gut anhört, wenn auch ein metallischer Ton auf dem Konsonanten „r“ zu hören ist, der für diese Tour kennzeichnend ist. Sie erreicht in einer gebogenen Form, also abschwellend – gleich bleibend – anschwellend, den höchsten Wert. Von geringerem Wert ist sie, wenn der Vortrag unklar oder zu hart ist, zu lange in einer Tonlage verweilt oder gar nasal oder, wenn mit halb geöffnetem Schnabel gesungen, zu schrill wird.

Am besten ist es, wenn die Vokale und der Konsonant gleich laut klingen, dabei Sauberkeit des Vortrages und Fülle des Klanges einwandfrei sind. Rolltouren auf „e“(„ü“) können naturgemäß nicht den Wert der mit den Vokalen „o“ oder „u“ voller tönenden Rolltouren erreichen. Entsprechend niedriger sind sie zu bewerten.

Die rollenden Touren auf „u“ oder „o“ gelten also als die besten unter den ununterbrochenen fortlaufenden Touren. Sie wird durch den Konsonanten „r“ und die Vokale „u“ oder „o“ geformt. Sie wird nicht mit den beiden tiefen Vokalen gleichzeitig vorgetragen. Bei einer „ou“ – Rolle ginge die für den Wohlklang und die Tiefe des Vortrages notwendige enge Verbindung zwischen Konsonanten und Vokal verloren.

Die Tiefe des Vortrags ist hier ein Wertmaßstab, denn es wird bei dieser Tour die Grenze des für den Timbrado möglichen Tonbereiches erreicht.

Aber auch die Sauberkeit des Klangbildes spielt eine Rolle bei der Wertfindung. Der Wechsel von einem Vokal in den anderen (bei gebogener Tour) ergibt einen besonderen Wohlklang. Das besagt aber noch nicht, dass die Touren, die nur auf einem Vokal laufend vorgetragen werden, weniger gut sind. In gebogener Form ist sie jedoch eine Bereicherung von hervorragendem Klang.
Schlechte Formen sind quasi stumme Touren und tonarme Liedteile, andererseits aber auch harte Klänge, wenn der Konsonant überbetont wird.

Diese Tour kann nicht mit der Hohlrolle des Harzer Gesangsvogels verglichen werden. Denn der Harzer trägt die Hohlrolle grundsätzlich mit geschlossenem Schnabel vor und erzielt damit eine größere Tiefe und Klangfülle, außerdem bringt er die Tour viel länger anhaltend. Demgegenüber trägt der Timbrado sein Lied nie mit geschlossenem Schnabel vor, bringt die Rollen kürzer, maximal drei Sekunden, und betont dabei den Konsonanten, wobei der Schnabel leicht geöffnet ist.
Diese Tour kann mit bis zu 18 Punkten bewertet werden.

Nachdem nunmehr die erste Gruppe der Gesangstouren behandelt ist, wenden wir uns der zweiten Gruppe der Touren zu, nämlich den schwach abgesetzten Touren des Timbrado- Liedes. Hierzu gehören die Wasserklingeln, die Schelle/ kleine Glöckchen, Ziertriller und Langsame Ziertriller, Castagnetten und Sprudelndes Wasser.

Dritte Tour: Wasserklingeln – Timbre de agua
Klingeln, wie sie im Spanischen als Wasserklingeln bezeichnet werden, sind nur ganz schwach abgesetzte, fortlaufend klingende Variationen, die sich aus den Konsonanten „b“ und „l“ sowie dem Vokal „i“ zusammensetzen. Daraus formt der Vogel einen wässrigen Ton „bli bli bli“. Beim Vortrag von Wasserklingeln wird vom Vogel der Schnabel im Gesangsrhythmus abwechselnd weit geöffnet und geschlossen in schneller Folge. Es ist dadurch eine sehr ausdrucksvolle Tour mit sehr klangvollem Charakter. Dieser Liedteil wird mit offenem Schnabel vorgetragen.

Dafür werden dem Vogel bis zu 9 Punkte vergeben.

Vierte Tour: Kleine Glöckchen/ Schelle – Cascabel
Diese Tour hat einen metallischen Klang, und ist die schnellste metallische leicht abgesetzte Tour, wenn man die einzelnen Töne zählt. Wenn diese Tour gut vorgetragen wird, ist es eine Lust, ihr zuzuhören. (Sie ähnelt der Klingel beim Harzer Roller) Es ist eine abgesetzte, jedoch schnell aufeinander folgende Tour, die leise und hell klingt. Doch hier spielt auch der Vokal „i“ wie bei der Wasserklingel in der geschlagenen Tonsilbe „Bli“ oder bei der Klingel im „Li“ eine große Rolle.

Beim Glöckchen wird der Vokal „i“ von den Konsonanten „l“ und „n“ eingeschlossen. Der Glöckchenschlag „lin lin lin“ klingt besonders gut, wenn man von jedem Schlag das „n“ am Ende deutlich hört. Der Wohlklang verstärkt sich durch einen fast pausenlosen Übergang nach jedem „n“. Durch die Betonung des „n“ verschmilzt der Schlag des Vogels mit dem nachfolgenden neuen Schlag. Zarter klingt die Klingel-Tour auf „Li li li“ ohne mitlaufendes Wasser in schwach abgesetztem Rhythmus, ist jedoch dann weniger wertvoll.
Recht selten wird bei einem der beiden Schläge der Klang etwas scharf. Man glaubt, dass der Konsonant „l“ am Anfang im Zusammenhang mit dem ”n” die Ursache dafür ist. Häufig wird die Tour mit weichem Schmelz wie ein zartes „Silberglöckchen“ vorgetragen.

Nachdem es einem möglich ist, zwischen klangvollen Wasserklingeln – bli bli bli – und Schelle /bzw. kleinem Glöckchen – lin lin lin – zu unterscheiden, hat man auch die kennzeichnenden Unterschiede zu hören gelernt, wodurch eine feinere Unterteilung möglich wird. Dadurch wird der Glöckchenklang jetzt besser erkannt und kann dadurch auch exakter bewertet werden. Sowohl die guten als auch die schlechten Formen der Tour werden vom Vogel mit halb geöffnetem Schnabel vorgetragen.

Der maximale Wert dieser Tour beträgt bis 9 Punkte.

Fünfte Tour: Ziertriller – Floreos
Der Begriff „Floreos“, um den es hier geht, hat etwas magisches für den Kenner. Der Name bedeutet im Spanischen „Blumen“ im Sinne von Verzierungen des Liedes. Sie setzt der Timbrado-Kanarienvogel als kleine Triller zwischen die anderen Touren seines Repertoires. Sie sind unzählbar in ihrer Verschiedenheit, etwa bei den Glöckchen, und im ganzen Umfang kaum zu definieren. Hier folgen einige Formen, wie sie viel zu hören sind: Mit je einem Konsonanten und Vokal wie „bi bi bi“, „pi pi pi“ oder „lu lu lu“, mit einem Konsonanten und zwei Vokalen wie „tui tui tui“, „tuli tuli, „tulu tulu“, „tolu tolu“.

Am schönsten wirken diese Ziertriller in gebogener Form. Die höchste Bewertung erhalten diejenigen Ziertriller, bei denen der Ton erst abschwillt, leiser wird, so leise weiter klingt, bevor er wieder anschwillt, lauter wird. Weniger Wert haben die Formen, bei denen der Vogel kraftlos auf einer Tonhöhe hängen bleibt, oder tonarm ohne jede Ton-Fülle singt. Ziertriller werden mit abwechselnd sich öffnendem und wieder schließendem Schnabel vorgetragen. Bei der Bewertung spielt es eine Rolle, wie deutlich der Vogel akzentuiert. Sie verschönern maßgeblich das Timbrado-Lied.

Der Wert dieser Tour beträgt bis 27 Punkte.

Sechste Tour: Langsame Ziertriller – Floreos lentos
Tiefe Flöten sind eine Form der „Floreos“, deren Rhythmus langsamer ist. Dadurch wird das Klangbild sonorer, der Ton tiefer. Die Vokale klingen länger. Auch unter Floreos Lentos sind alle Vokale und Konsonanten möglich. „Tuii tuii tuii“, „Tuio tuio tuio“, „Fliorio flior“, “Taa taa taa”, “Dooili dooili”, „Cueli cueli”, usw.

Sie können in gerader, auf- oder absteigender, sowie gebogener Form gesungen werden. Eine Art der tiefen Flöten bildet der Vogel aus zwei Basis-Liedteilen aus seinem ererbten Gesang, die wie „piau-piau“ klingen. Ein derartiges Tonbild ist sonst nirgendwo zu hören. Es ist typisch für den Gesang des Timbrado-Classico.

Hier erklingt ein Stück des Basis-Erbgesanges des Kanarienvogels, näher am Ursprung als jeder andere Teil des Kanarienliedes.
Man geht davon aus, dass die beiden Basis-Strophen – „tschau tschau“ und „piau piau“ – nahe miteinander verwandt sind. Wenn gut artikuliert, klingt das „piau piau“ schön und weich. Man muss dem „Piau“ und „Tschau“ ganz besondere Beachtung schenken. Diese erfahren sogar in den Bewertungsschemen anderer Organisationen in Spanien eine separate Bewertung, die deutlich härtere Metallvögel dadurch hervorheben, wobei wir Vögel mit schrillem und harten „Piau“ ablehnen und diese abwerten, ebenfalls wollen wir kein „tschau tschau“ hören, da es zu unsauberer Aussprache führt. Für alle Varianten der Tour gilt, dass sie an Wohlklang gewinnen, wenn die Tour recht getragen und in klarer Aussprache hervorgebracht wird. Am besten wirkt dabei die gebogene Form des Vortrags, wenn der Vogel z.B. laut beginnt, dann leiser wird, leise weiter singt, um schließlich wieder die Lautstärke zu steigern. Das ist die Form, die es sich anzuhören lohnt. Die Floreos sind in ihrer Vielzahl und ihren Varianten unendlich, sie müssen einen guten musikalischen, lieblichen und harmonischen Gesang bilden. Sie repräsentieren den Charakter und die Persönlichkeit des Timbrado, die Schönheit und Vielseitigkeit seines Repertoires.

Wenn die Tour verhalten oder gar tonarm vorgetragen wird, ist der Wert entsprechend geringer. Damit sind auch die Touren der zweiten Gruppe des Bewertungs-Schemas erfasst, die leicht abgesetzten Touren. Die dritte Gruppe besteht aus den unterbrochenen oder auch stark abgesetzten Touren. Das heißt, dass die einander abwechselnden Klangsilben durch eine deutliche Pause unterbrochen werden, bevor es weiter geht.

Siebente Tour: Große Glocke – Campana
Diese Variation des Timbrado- Gesanges klingt wie eine in der Ferne läutende Glocke, am höchsten Punkt abbrechend oder sich trillernd überschlagend. Sie wird vom Vogel mit Metallklang, stark abgesetzt, in vielfältigen Wendungen und in klangvoller Frequenz wie ein immer wieder unterbrochenes Geläute vorgetragen. Dabei hört man jeweils zwei Glockentöne. Der erste, den man wahrnimmt, hat das größere Volumen, den stärkeren Klang, derweil der zweite wie ein Echo nachhallt. Langsam vorgetragen, klingt das sehr schön und hat Ähnlichkeit mit dem Schlag einer Standuhr oder einer fernen Kirchenglocke. Und so wird die Tour auch in eindeutiger Weise empfunden.

Der Wohlklang des Vortrages entscheidet über den Wert. Die Tour setzt sich zusammen aus den Konsonanten „d“, „t“, „l“, „n“, „g“ und „k“ sowie den Vokalen „o“ und „a“. Durch öffnen und schließen des Schnabels bei diesem Schlag wird der spezifische Klang erzeugt. Das hört sich dann an wie „dong dong“, „tan tan“, „tlan tlan“, „tang tang“, „tonk tonk“, „tlonk tlonk“.

Der maximale Wert beträgt 9 Punkte.

Achte Tour: Glucken in allen Formen – Cloqueos
Diese schwach bis stark abgesetzte Tour ist vielfältig vorhanden und variiert. Konsonanten „g“, „c“, „l“, und „k“. Vokale „o“ und „u“. Zur Orientierung folgen hier die häufigen Formen: “gluck gluck gluck”, “Clok clok clok”, “cluk cluk cluk”, “clo clo clo”, “clu clu clu”.

Der höchste Wert wird erreicht von einer Variante von Glucken, bei der ein ununterbrochener Wechsel der Töne in gebogener Vortragsweise stattfindet, wenn das fallende, auf gleicher Tonhöhe verweilende und dann wieder steigende Glucken immer mit Wohlklang vorgetragen wird. Der Eindruck ist dabei noch besser, wenn der Zusammenklang ganz zarter Konsonanten und Vokale durch feine Artikulation besticht. Ein langsamer Rhythmus unterstützt dabei den Wohlklang. Es wird eine teils sogar eine Art Nachtigallen-Akzent erzeugt.

Undeutliche Schläge haben keinen Wert. Das gleiche gilt für harte, nasale, anhaltende, sich wiederholende Gluckgebilde, wenn sie klangarm und ungeregelt auftreten. Bei allen Variationen von Glucken öffnet und schließt der Vogel den Schnabel ständig in schneller Folge. Die höchste Bewertung erfolgt nur für die wirklich besten Schläge. (Die aber stets schneller vorgetragen werden als tiefe Flöten.)

Die maximale Bewertung beträgt 18 Punkte.

Neunte Tour: Castagnetten – Castanuelas
Wer den Schlag spanischer Castagnetten erlebt hat, wird sich daran bei dieser Tour erinnern. Unerfahrene Zuhörer können sie aber auch mit Floreos oder Glucken verwechseln, jedoch ist der Rhythmus der Castagnetten schneller wie bei den Glucken ein clak,clak. Keinesfalls ist ein „tsch“ („tschack tschack“) erlaubt. Castagnetten können mit drei Konsonanten und einem Vokal, zwei Konsonanten und einem Vokal und einem Konsonanten und zwei Vokalen vorgetragen werden. Die Konsonanten sind „c“, „l“ und „k“. Mit dem Grundton „a“ formen sie die Töne „clack clack“, clak clak“, auch „cla cla“ in sehr schneller Aufeinanderfolge. Die „Aussprache“ der Vögel ist hier unterschiedlich, ebenso wie die Schnelligkeit des Vortrags. Bei jedem einzelnen Schlag folgt die zweite Silbe schneller auf die erste. Am Besten und Schönsten ist der etwas härtere Ton „clack clack“. Bei dieser Tour öffnet und schließt der Vogel seinen Schnabel ständig. Weniger Wert hat die Tour, wenn sie sich wie fortdauerndes, vokales Geläute anhört, mit vagem, ausdruckslosem Klang, oder gar mit Rachenlauten oder nasal vorgetragen wird.

Der maximale Wert beträgt 9 Punkte.

Zehnte Tour: Zusammengesetzte Touren / Doppelklang
Es handelt sich um eine Gruppe von hoch wertvollen Touren mit Doppelklang. Sie sind typisch für das Timbrado – Lied, ja, sie sind seine Krönung. Bei Touren mit Doppelklang handelt es sich um parallel laufende Schläge, die den Eindruck einer Doppeltour erwecken, wenn zwei Liedteile gleichzeitig erklingen, oder auch aus dem Echo von gleich welcher Tour des Vogels, das als Doppelklang nachhallt ohne, dass es abgesetzt, durch eine Pause getrennt ist.

Man kann auch eine zusammengesetzte Melodie hören, die durch übereinander liegende Töne gebildet wird, die zur gleichen Zeit gehört werden. Das bedeutet, dass der Vogel gleichzeitig aus zwei Luftsäcken verschiedene Töne aus seinem Repertoire singt. Die Töne oder Liedteile nähern sich so, dass wir von Dualisierung sprechen. Üblicherweise singt der Vogel die beiden Töne mit unterschiedlicher Intensität. Dadurch sind sie auseinander zu halten. Eine zusammengefügte Tour wäre auch zum Beispiel ein Ziertriller mit einer Wassertour „ruliglui“ „daubloi“ „tiloblou“ oder Glucken mit einer Wassertour „clokglu“ „clokbli“ „clokbloi“. Aber Achtung, es darf keine Pause zwischen den beiden Teilen der Tour zu hören sein, sonst handelt es sich um einen Ziertriller, gefolgt von einer Wassertour, oder einer Glucke, gefolgt von einer Wassertour.

Der Doppelklang ist das Schönste und Seltsamste, was Timbrado – Kanarien hervorbringen können. Sie formen diese Doppelklänge bei allen Wendungen ihres Repertoires. Es klingt manches Mal, als sängen zwei Vögel gleichzeitig, auch hört man zum Beispiel zwei gleiche Töne zur gleichen Zeit (aufeinander), oder einen Ton oder eine Tour mit einem gleichzeitigen Echo.
Deshalb wird auch das Wort „duo“ gebraucht. Je vielfältiger – umso wertvoller.

Doppelklänge kann der Vogel mit sich öffnendem und wieder schließendem Schnabel oder auch mit halb geöffnetem Schnabel hervorbringen. Das hängt jeweils von der Tour ab, bei der ein Doppelklang ertönt. Jede Tour die als Doppelklang vorgetragen wird darf nicht zusätzlich als einfache Tour bewertet werden.

Der maximale Wert beträgt 27 Punkte.

Elfte Tour: Langsames Wasser/Wasserschlag
Diese sehr schwierige und schöne Tour hat einen deutlich abgesetzten Rhythmus. Man hört den langsamen Wasserschlag raumfüllend als tiefen Ton, wie plätscherndes oder rinnendes Wasser, der durch den Hauptkonsonanten ”l”, verbunden mit den Nebenkonsonanten ”b”, ”w”, oder ”g” als Wassertour deutlich erkennbar ist und dessen Qualität dann ausgedrückt wird durch Grundtöne aus den Vokalen „o“, „u“ ,“i“ und „a“, wobei der Wert sich erhöht, wenn der Vogel den letzten Vokal des Schlages betont und dehnt, wodurch ein Nachhall erzeugt wird. Das klingt dann etwa „bloui – bloui“ , „wlouu – wlou“, „blou – blou“, „blob-blob“, „glub-glub“.

Man hört die Tour auch, als tropfe Wasser langsam in einen Bottich. Die Tour ähnelt sehr den Ziertrillern. Wenn das Wasser nicht deutlich zu hören ist bleibt sie als Ziertriller in der Bewertung oder wenn sie nicht deutlich abgesetzt ist wird sie in der zwölften Tour bewertet. Je nachdem, bei welcher Tour das Wasser mitläuft, singt der Vogel mit sich öffnendem und wieder schließendem Schnabel oder auch mit halb offenem Schnabel.

Die maximale Punktzahl beträgt 18 Punkte.

Zwölfte Tour: Sprudelnder Wasserschlag
Die Tour unterscheidet sich im Wesentlichen von der vorigen durch den Rhythmus, der hier schneller und nicht so stark abgesetzt ist. Sie muss mit deutlichem Wasserschlag sprudelnd und blubbernd vorgetragen werden. Die Vokale „u“, „o“ und „a“ geben dem Ton die Fülle, die Konsonanten “g“, „b“ und „l“ erzielen im Zusammenklang mit den Vokalen den Wasserschlag, der einen wirbelnden, sprudelnden, gurgelnden, blubbernden Klang erhält.

Die Bewertung erfolgt mit bis zu 9 Punkten.

Singt der Timbrado sämtliche Touren im Wasser, klingt dies wohl teils sehr angenehm, dann ist er jedoch kein typischer Timbrado mehr, denn die Metalltouren dürfen nicht „verwässern“.

Arten des Vortrags
Mit der Beschreibung dieser zwölf Touren ist das komplette Lied des Timbrado wieder gegeben. Bevor wir jetzt die Fehler und negativen Punkte in diesem Gesang besprechen, folgt noch einmal eine kurze Übersicht über die hauptsächlichen Vortragsweisen:

Gebogene Tour
Diese beginnt mit einem bestimmten Klanggehalt, steigt dann an und kehrt zum anfänglichen Klang zurück, oder sinkt gar noch tiefer.

Fallende Tour
Der Name deutet es bereits an, der Vogel beginnt die Tour auf einer bestimmten Tonhöhe und in einem bestimmten Rhythmus, der sich dann verlangsamt, während der Ton dabei an Süße und Tiefe gewinnt.

Gerade Tour
Diese Tour beginnt so, wie sie endet, in ganz gleichbleibender Lautstärke und Tonhöhe.

Steigende Tour
Der Vogel beginnt in einer bestimmten Tonhöhe und lässt diese dann ansteigen, bis er sich mit einer anderen Tour verbindet oder bis er die Tour unterbricht. Meistens verhärtet die Tour sich, so dass sie an Wert verliert gegenüber der Ausgangsform.

Abgestufte Tour
Hierunter versteht man die Verbindung verschiedener Touren der gleichen Variation in unterschiedlichen Positionen des Liedes. Das kann nur in solchen Touren auftreten, die sehr mannigfaltige Formen aufweisen, wie etwa Glocken und Glöckchen, Ziertriller und zusammensetzte Touren.

Harte Tour
Das sind Touren, in denen der oder die Konsonanten überbetont werden und dadurch der Vokal oder die Vokale verschwinden.

Tonarme Tour
Wie der Name bereits andeutet, handelt es sich um eine Tour, die mit einer Stimme geäußert wird, die schwächer ist, als der Rest der Touren und dadurch undeutlich vorgetragen wird.

Fehlerhafte Touren
Oberflächlicher, schnarrender Ton
Der Vogel stößt einen scharfen, treibenden Ton aus, der sich unangenehm anhört. Es können bis zu 3 Punkte abgezogen werden.

Schrille Tour
Der Ton ist so ausgesprochen durchdringend, dass der Rest des Gesanges an Wert verliert, weil unser Gehör irritiert wird. Auch hier können bis zu 3 Punkte abgezogen werden.

Nasaler oder verschnupfter Klang
Dieser Ton klingt wie durch die Nase gesungen und kann mit bis zu 3 Punkten abgewertet werden.

Die Verfahrensweise
Im Nachfolgenden werden diese fehlerhaften Touren unter dem Gesichtspunkt behandelt, wie bei einem Punkteabzug zu verfahren ist. Wir haben die volltönenden, guten und sehr guten Touren aufgezeigt, durch die der Gesang des Timbrado so vielseitig und wohlklingend wird. Aber es gibt eben auch schwache, schlechte und sehr schlechte Formen, die den Gesang belasten. Bei der Beurteilung des einzelnen Vogels muss das gesamte Lied erfasst und aus dem Gesamtbild der Wert des Gesanges beurteilt werden.

Beim Timbrado sind es also drei Formen des Gesanges, die negativ zu Buche schlagen. Wenn der Vogel oberflächlich schnarrt und treibend singt, gibt es bis zu 3 Minuspunkte, bei schrillen Tönen können ebenfalls bis zu 3 Minuspunkte abgezogen werden und ebenso bei nasalem Ton bis zu 3 Minuspunkte. Damit könnten theoretisch bis zu 9 Minuspunkte abgezogen werden. Doch in der Praxis werden nicht mehr als 3 Punkte abgezogen. Aber eines muss hier noch ganz deutlich gesagt werden:

<< Ein Timbrado, der eine Tour bringt, wie sie für eine andere Kanarienrasse typisch ist, wird sofort disqualifiziert. >>

Um die Wertung nun von schwach über schlecht bis sehr schlecht abstufen zu können, wird wie folgt vorgegangen: Schwache Töne gehören zu den Fehlern, die mit einem Drittel der möglichen Minuspunkte abgewertet werden, schlechte Touren mit zwei Dritteln und sehr schlechte Touren mit dem Maximum, also vollen 3 Minuspunkten. Ein schnarrender Ton ist dabei am hässlichsten und deshalb am schlechtesten. Er bricht jede Melodie und verschlechtert den Gesang entsprechend. Schrille Töne sind unangenehm und für das Gehör ohne Wohlklang. Nasale Töne wirken abschwächend und entziehen sich dem Beurteilungsvermögen.

Ist bei einem Vogel erkennbar, dass der nasale Ton seines Liedes nicht erbbedingt ist, sondern durch eine Verkühlung verursacht wird, so muss zwar der entsprechend niedrigere Wert für die Touren angesetzt, aber kein zusätzlicher Entwertungspunkt vergeben werden.

Allgemeiner positiver Eindruck
Dieser resultiert aus den begünstigenden Faktoren. Dazu zählen die „deutliche Aussprache“ des Vogels beim Singen, gemächliche und schöne Verbindungen zwischen den Liedteilen, ein flotter Gesang, der Stimmklang, die Stimm-Nuancen, die Qualität der einzelnen Touren, die Stabilität der Stimme, das Gleichgewicht zwischen Stabilität und schnellen Variationen, die Tiefe, die Zartheit, der Metall-Klang, die Lieblichkeit, das Volumen, die Weichheit der Konsonanten … Dies alles muss bei vier Vögeln zugleich erfasst werden. Hier hat man für die Erfassung des Eindrucks eine Richtschnur gespannt:

Bei Vögeln mit 72 bis 80 ersungenen Punkten 1 Punkt.
Bei Vögeln mit 81 bis 89 ersungenen Punkten 2 Punkte.
Bei Vögeln mit 90 und mehr ersungenen Punkten 3 Punkte.

Für jeden Entwertungspunkt wird ein Punkt Gesamteindruck abgezogen. Hat zum Beispiel ein 90-Punkte-Vogel einen Entwertungspunkt erhalten, erhält er nicht 3, sondern nur 2 Punkte, bei zwei Entwertungspunkten noch einen, bei drei Entwertungspunkten keinen Punkt mehr für den Eindruck.

3 Punkte Gesamteindruck werden nur an Vögel vergeben, die ohne Entwertungspunkte geblieben sind.

Zur Punktzahl
Zwar könnte bei Ausnutzung aller Möglichkeiten des aufgezeigten Bewertungs-Schemas ein Timbrado theoretisch 192 Punkte erhalten, aber in der Praxis kommt das nicht vor, da wir es mit ganz verschiedenen Gesangstypen zu tun haben, z.B. Typ A, Typ B und Typ C und wir je Typ jeweils von einem 100-Punkte System ausgehen. Hierzu gibt es ein internes Schema der Preisrichter, das der kulturellen Entwicklung des Gesangs angepasst und durch die techn. Kommission vorgegeben wird.

Der Gesang von Timbrados, die mit weniger als 70 Punkten, (also bis 69 Punkte) bewertet werden, soll auf dem Bewertungsbogen als „INSUFICIENTE“, d.h. „ungenügend“ oder „nicht genügender Liedvortrag“ bezeichnet werden. Darauf wird im spanischen Ursprungsland des Timbrado großer Wert gelegt.

Stammesharmonie
Für die Stammesharmonie können bis zu 4 Punkte vergeben werden. Wichtigstes Kriterium ist die Gleichheit des Gesanges der vier Vögel eines Stammes. Das bezieht sich auf den Liedaufbau wie auf den Stimmklang. Vögel eines Stammes sollten also vor allem im Gesang sehr nahe verwandt sein. Die volle Harmonie-Punktzahl kann schon dann nicht vergeben werden, wenn die Vögel eines Stammes trotz gleicher Endpunktzahl mit deutlichen Punktunterschieden bei einzelnen Touren bewertet wurden.

Aber auch niedriger bewertete Stämme können für Stammesharmonie die volle Punktzahl erhalten, sobald die vier Vögel gesanglich identisch sind

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